Manchmal ist Morgen die Zeit, in der die Nacht sich mit jungem Licht auflöst und die Stunden heller werden. Manchmal ist Morgen die Zeit, in der die während des Halbschlafes zurechtgelegten Erzählungen und Argumentationslinien das Fundament zu ergründen versuchen, auf dem sie stehen wollen. Nicht immer ist dies übermäßig belastbar, meist beginnt damit die eigentliche Arbeit erst. Eine Motte schläft über dem Badezimmerspiegel, wird geduldet, wie man selbst von ihr geduldet wird. Unten hantiert man mit Geschirr und Besteck, früher als gewohnt. Sonne über den östlichen Dächern. Vage Schatten, unfertige Bilder, und manchmal beides ein Geschenk. Habt es mild heute!

Schon etwas weiter, die Gassen schlafen noch mit den Lichterketten voranschreitender Monate in den Haaren. Eine Taube sucht Körner unter Liegestühlen und Sonnenschirmen, die für die Ferne, den Strand und Industriegetränke werben. Tiefe Schatten hinter Baucontainern, Blüten, Stacheln, Passanten stolpern von Bahnsteig zu Haltestelle. Güterzug rumpelt über das Gleisdreieck westwärts. Noch nicht wach, noch nicht angekommen.

Rote Rosenblüten vor der Front eines alten Gebäudes. Lomo-Effekt.

📷 a-different-void

Früh im Blick auf die Möglichkeiten, spät für das eigene Gefühl. Dorfmorgen, Warten auf die Vögel vor dem kleinen Fenster, und den Beginn eines neuen Tages. Pendeln zwischen der Ruhe zumindest halbwegs unbeplanter Stunden und dem verankerten, trainierten Modus, einem Takt zu folgen. Erste Stimmen auf der Straße, irgendwo läuft ein alter Motor, die Steine unter den nackten Füßen sind kühl und glatt. Sensorische Einordnungen von Wirklichkeitsfacetten, weit vor dem ersten Kaffee. Habt es mild heute!

The early morning, too: Noise of windows along the staircase, swinging hard with each cold breeze. The doors of the neighbours unlocked, steps hurrying down disappearing in the still sleepy lower floors. A cat hissing in the backyard, a car engine starting near the crossroads. The slow hours the fast hours the beat of things.

(Der Morgen: Kalte Luft, begeisterte Vögel, frühe oder späte Pendler und erster Verkehr, der sich aus den Garagen und Hofeinfahrten auf den Asphalt wagt und in Wellen stadteinwärts, stadtauswärts brandet. Auch haben Wasserkessel irgendwann farbiges Licht gewonnen, dieser hier lässt hellblau schimmernde Blasen aufsteigen, während der Klang lauter und nachdrücklicher wird und kleine Tropfen über beschlagene Fließen abwärts rollen. Halb wacher Geist stürzt sich auf zufällige Details die sich dem Moment nicht entziehen können. Daneben eine Radiostimme, genau so fordernd, der Stunde genau so wenig gewachsen wie die Atmosphäre der Musik, mit der der junge Tag völlig unvorbereiteten Kontakt hat. Das Vertraute und Fremde der frühen Rituale. Habt es mild heute!)