(Nachmittag ist Fummeln nach dem Schalter der Schreibtischlampe, der irgendwann im Laufe des Tages zusammen mit dem Kabel hinter den Möbeln verschwunden ist. Immer löst man bei so etwas andere Leitungen, und immer verbringt man in Folge mehr Zeit als gewünscht damit, alle Gerätschaften wieder miteinander zu befreunden. Die Nachbarn sind auch zurück, nahendes Wochenende scheint die Seelen in freundlichere Stimmung zu hüllen, gelegentlich schleichen sich Kichern und Lachen in das viel zu Laute, viel zu Nahe. Nachmittag ist auch Post und Protokoll, ist Montagstetris und Abheften von jenen Enden, die lose sein dürfen, fürs Erste, auf unabsehbare Zeit. Kaffee blieb warm auf der Heizung, aber er schmeckt jetzt nicht mehr. Der Geist gähnt.)

Dann: Vorabend am Fluss. Von den Häusern her treibt rauhe Luft voller Eis und Kohlenrauch über die Wiesen. Schmutziges Weiß, alter Sandstein, rostrote Laternen, für den Augenblick lebt ein Gefühl ferner Tage auf, ein Gefühl von Stadt, das man nur von den Fotos und Geschichten kennt, in dem Männer gezwirbelte Schnurrbärte und abgewetzte Anzüge mit Weste tragen und irgendwie immer Winter herrscht. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens durchmischt sich das Personal, jene, die schon seit Ewigkeiten hier arbeiten und stets entspannt blieben, treffen auf die Zornigen, Unzufriedenen, die verschwunden sein werden, sobald sich Gelegenheit bietet, und die freundlichen Resignierten, denen man das Unwohlsein in der Situation genau so anfühlt wie das Unvermögen zu Anderem in diesem Abschnitt ihrer Leben. Aber vielleicht überzeichnet man auch Eindrücke, in den Farben, die die eigenen Gedanken, die eigene gelegentliche Schwere mehr oder weniger trüb auf die Fasern dieser Zeit malt. Und so bleibt man auch freundlich mit allen, erwartet wenig dafür, packt seine Kartons und Tüten in den alten Rucksack und zieht wieder hinaus, in den alten kalten Winter. 

Gähnendes Erwachen unter dem Mond, dessen Licht immer wieder durch Wolkenlücken ins Heimbüro flutet. Frühe Vögel sind müde und verknautscht, wenn Schlaf schon hinreichend weit vor dem Wecker flieht und die eigene Unruhe in der Stille dazu nötigt, Decke und Kissen hinter sich zu lassen. Zumindest kurz rekapitulieren, vor allem anderen, wo die letzten Themen des zurückliegenden Tages abgelegt wurden und wo heute zuerst hinzufassen ist. Es ist wieder weiß in der Straße, längst ist man daran gewöhnt, um diese Zeit noch vollständiges Nachtdunkel um sich zu fühlen. Ein Transporter lässt Scheinwerfer aufflammen und den Motor dröhnen, verschwindet klappernd und ratternd über holprigen Asphalt flusswärts. Der Wasserkocher rauscht. Wetterbericht spricht von strengem Frost. Und langsam wird die morgendliche Welt wieder bewusster, gewohnter. In all ihren Facetten. Habt es mild heute!

Auf den Hügeln. Wind und Eiskristalle stechen nadelgleich ins Gesicht. Irgendwo fährt ein Zug, der Duft von Holzfeuer treibt über dem Tal. Kein Horizont heute, die Blicke verlieren sich wenige Meter vor den Augen dort, wo aus den Feldern Wald wird. Ein paar Stare schimpfen in den Bäumen. Ankommen im Winter, in sich gekehrt, still, demütig. 

11am and on. Jacket closed tight, watching and listening to the birds flocking in tall trees and looting the last red berries from snow-covered bushes. An unusual calm perpetrates everything.

(Unruhige Träume, unruhiger Schlaf, immer wieder unterbrochen durch das Lärmen schweren Geräts. Über Nacht fiel mehr Schnee, der Morgen ist weiß und kalt. Allerorten werden Pfade, Einfahrten, Fahrzeuge freigeräunt, klingt gedämpftes Schippen und Kratzen in der Winterluft. Vereinzelt führen kleine Spuren über den Hof, verraten nächtliche Besucher und das, was ihr Interesse weckte hinter den überwachsenen Zäunen. Frösteln im halbwachen Zustand. Und die Frage, ob das Selbst in alten Spiegeln alter Häuser noch älter wirkt. Aber vielleicht fehlt auch nur Kaffee. Kommt sicher durch den Tag)

Dann peitschen Regen und Eis über Blech, Beton, Glas, Schiefer, dreht der Sturm Regenschirme in der Straße um und wirft Mülltonnen in den Rinnstein, bevor es wieder stiller wird und schneit. Nicht dauerhaft. Unentschlossen zwischen dicken schweren Flocken und jenem feinen, fast waagerechten Treiben, das bis durch die letzte Naht dringt und den Winter direkt bis auf die Haut trägt. Aber für einige Augenblicke wirkt alles vor den Fenstern friedlicher im weißer werdenden Grau.