Merklich spĂ€ter: Einmal mehr verheddert in den eigenen Ambitionen. Viel begonnen, wenig beendet. Ein Stapel von ZwischenzustĂ€nden unklarer Perspektive. Mit einem Schritt zurĂŒck der Blick auf die Erkenntnis, wie viel der Selbstwahrnehmung an sinnvoller BeschĂ€ftigung mit gegebener Zeit hĂ€ngt, und wie eng sich diese Grenzen des Sinnvollen immer wieder schnĂŒren wollen. Davon gĂ€nzlich unbeeindruckt hat Schnee die Autos entlang der Straße bedeckt, sich auf einigen Balkonen verteilt und die Geschichten der Dachfenster gegenĂŒber in gedĂ€mpftem Licht verschwinden lassen. Noch ein paar, ungezĂ€hlte, Augenblicke ĂŒber die Nachbarschaft blicken, zu spĂŒren versuchen, ob sich die Welt heute ruhig oder fiebrig dreht. Grenzen finden, die Kerzen löschen, hoffen, dass die Schrecken in ihren Dunkelheiten bleiben, fern aller TrĂ€ume. Have a peaceful night wherever you are.

(Nachmittag ist Fummeln nach dem Schalter der Schreibtischlampe, der irgendwann im Laufe des Tages zusammen mit dem Kabel hinter den Möbeln verschwunden ist. Immer löst man bei so etwas andere Leitungen, und immer verbringt man in Folge mehr Zeit als gewĂŒnscht damit, alle GerĂ€tschaften wieder miteinander zu befreunden. Die Nachbarn sind auch zurĂŒck, nahendes Wochenende scheint die Seelen in freundlichere Stimmung zu hĂŒllen, gelegentlich schleichen sich Kichern und Lachen in das viel zu Laute, viel zu Nahe. Nachmittag ist auch Post und Protokoll, ist Montagstetris und Abheften von jenen Enden, die lose sein dĂŒrfen, fĂŒrs Erste, auf unabsehbare Zeit. Kaffee blieb warm auf der Heizung, aber er schmeckt jetzt nicht mehr. Der Geist gĂ€hnt.)

Dann: Vorabend am Fluss. Von den HĂ€usern her treibt rauhe Luft voller Eis und Kohlenrauch ĂŒber die Wiesen. Schmutziges Weiß, alter Sandstein, rostrote Laternen, fĂŒr den Augenblick lebt ein GefĂŒhl ferner Tage auf, ein GefĂŒhl von Stadt, das man nur von den Fotos und Geschichten kennt, in dem MĂ€nner gezwirbelte SchnurrbĂ€rte und abgewetzte AnzĂŒge mit Weste tragen und irgendwie immer Winter herrscht. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens durchmischt sich das Personal, jene, die schon seit Ewigkeiten hier arbeiten und stets entspannt blieben, treffen auf die Zornigen, Unzufriedenen, die verschwunden sein werden, sobald sich Gelegenheit bietet, und die freundlichen Resignierten, denen man das Unwohlsein in der Situation genau so anfĂŒhlt wie das Unvermögen zu Anderem in diesem Abschnitt ihrer Leben. Aber vielleicht ĂŒberzeichnet man auch EindrĂŒcke, in den Farben, die die eigenen Gedanken, die eigene gelegentliche Schwere mehr oder weniger trĂŒb auf die Fasern dieser Zeit malt. Und so bleibt man auch freundlich mit allen, erwartet wenig dafĂŒr, packt seine Kartons und TĂŒten in den alten Rucksack und zieht wieder hinaus, in den alten kalten Winter. 

GĂ€hnendes Erwachen unter dem Mond, dessen Licht immer wieder durch WolkenlĂŒcken ins HeimbĂŒro flutet. FrĂŒhe Vögel sind mĂŒde und verknautscht, wenn Schlaf schon hinreichend weit vor dem Wecker flieht und die eigene Unruhe in der Stille dazu nötigt, Decke und Kissen hinter sich zu lassen. Zumindest kurz rekapitulieren, vor allem anderen, wo die letzten Themen des zurĂŒckliegenden Tages abgelegt wurden und wo heute zuerst hinzufassen ist. Es ist wieder weiß in der Straße, lĂ€ngst ist man daran gewöhnt, um diese Zeit noch vollstĂ€ndiges Nachtdunkel um sich zu fĂŒhlen. Ein Transporter lĂ€sst Scheinwerfer aufflammen und den Motor dröhnen, verschwindet klappernd und ratternd ĂŒber holprigen Asphalt flusswĂ€rts. Der Wasserkocher rauscht. Wetterbericht spricht von strengem Frost. Und langsam wird die morgendliche Welt wieder bewusster, gewohnter. In all ihren Facetten. Habt es mild heute!