Viel später kommt ein langsamer ruhiger Tag zu einem langsamen ruhigen Ende. Immer noch wechseln sich Regen und Wind ab, ist die Luft über den Hügeln zu mild für diese Wochen, bewegt und voller schwer erahnbarer Ferne insbesondere dann, wenn sich Nacht über den nassen Wiesen ausbreitet. (Feuerwerk im Nachbardorf, vereinzelt. Gelegentlicher Vollmond in Wolkenschluchten. Geisterschatten. Und das Sprudeln und Rauschen des Baches, lauter als oft.)

Es ist die Zeit, wieder, in der man mehr Autos mit fremden Kennzeichen auf dem Dorf trifft, in der mehr Verstreute nach Hause finden, viele Fenster heller sind als sonst - und man trotzdem nicht mehr Begegnungen erlebt. Allenfalls das Rascheln und Wackeln der Gardinen nimmt man stärker wahr als an anderen Tagen und merkt, dass man der Aufmerksamkeit nicht entgeht. Nicht immer nur ein angenehmes Gefühl. 

Dann: Aufbrechen. Ankommen. Unterwegs mit dem, was vom Jahr noch übrig ist, und wieder jeder Menge anderem Gepäck. Hinter der langen Straße, hinter Sturm und Regen öffnet sich wieder das hügelige Land, in dem man wurde, wer man ist. Eine Pyramide dreht am Rand des anderen Platzes direkt vor der Kirche, gegenüber steht ein ehrfurchtgebietender Bergmann aus kantigem Holz. (Erstes elektrisches Licht und es ist gerade einmal halb durch den Tag.) 

Kurz nach 7, der Morgen gehört dem Singen der Böen in den Antennen und einer wachen, unterforderten Katze. Vorsichtige Navigation durch halbdunkle Gänge, nicht immer erfolgreich darin, Pfoten und Krallen auszuweichen. Stühle rücken, Tischdecken glatt streichen, Bücher in die Regale stellen: Platz schaffen für den Tag und alles, was ihm innewohnen kann. Träge. Noch weitestgehend gedankenlos. Und dann Kaffee kochen, um den Takt zu wahren, die Form einzuhalten. Und um die letzten Träume zu verscheuchen, bevor die Welt wieder richtig erwacht. Habt es mild heute!

Tage, die vorüberziehen: Immer nur knapp von einer der beiden Dunkelheiten entfernt. Musik, Speisen, Abläufe, über die Jahre konstant und vertraut bleibend, weil sie zu den Menschen gehören, die sie verbinden. Irgendwann steckt man neue Kerzen auf den Leuchter, räumt das letzte Gebäck fort, blickt auf die Stunden und stellt fest, dass sie bereits wieder Erinnerung wurden. (Nebenan herrscht Ruhe. Viele der Gesichter im Viertel verbringen diese Tage anderswo. Dies scheint dauerhaft nur wenigen Heimat Zuhause zu sein.)