Geistiges Mäandern am Rande des Abends. Schritte von Gummistiefeln tragen Regenschirmsilhouetten von Haus zu Haus, von Straße zu Straße, aus dem Feierabend in die Nacht. Das neue Dunkel hat Regen gebracht, diese Art von Regen, die man auf dem Dach hört, ohne seine treibenden Schleier zwischen den Laternen zu sehen. Diese Art, die keine Tropfen auf den Fußwegen hinterlässt, nur einen dichten, spiegelnden Glanz, und die die Haare des Hauptes, unvorsichtig zu weit aus dem Fenster gereckt, in kurzen Augenblicken bis auf die Haut durchnässt. Die kalte feuchte Luft darf trotzdem durch die Räume ziehen, im Regal sitzen, dann und wann Staub von den Büchern schnippen und mit Papier rascheln, auch wenn Hauch und Klang gelegentlich ein Frösteln über den Rücken treiben. (Nachgedanken vs. Nachtgedanken. Ein paar mehr linkisch gekritzelte Worte am Rand des Buches, vor dem Weiterblättern. Warten auf den Mond und seine Geschichten.) 

Nachmittage im Zwielicht, Abende unter dem Mond. Am Supermarkt des geringsten Misstrauens werden die Tore geschlossen, das Personal verabschiedet sich, entschwindet in verschiedene Richtungen, aber immer dorthin, wo die Kreise der Lichtmasten ausfransen und blass werden. Autotüren krachen in die Schlösser, ein Hund bellt. Hinter der Wand sind die jungen Leute wieder zu Hause angekommen, haben die Probleme dieser Zeit von der Wohnungstür in die Tiefe der Räume und aus Hörweite getragen, die sich anschließende Abwesenheit von Gesprächen wirkt fast befreiend. (Ausreichend Kerzen für die Stunde. Ausreichend offene Enden, immer. Noch nicht ganz frei von dem, was der Morgen für sich wollte und nicht bekam.)   

7pm, above the city. The scent of fires in the backyards, the sound of small feet carrying small ghosts through the streets and the stairway. Giggling voices, more excited than scary. (Maybe feeling content with others being happy and enjoying themselves isn't all too bad.)

Montagsfreitag, Freitagsmontag. Entglittener Rhythmus, in den lichtlosen Stunden des Abends. Die Seele hat den Wechsel der Zeiten noch nicht wirklich verkraftet, im Großen wie im Kleinen. Hier steht man am Fenster über dem Viertel, beobachtet, wie Taxis und Busse in der nie ganz schlafenden Stadt verschwinden, wie die jungen und älteren Nachbarn sich weigern, diesen Abend dem Schlaf zu schenken, der gierig nach ihm greift. Gegenüber fällt Kerzenschein durch dicht verschlossene Vorhänge, einige Etagen darunter haben die Kinder auf dem Balkon einen frech grinsenden Kürbis aufgebaut, dessen Schimmer nur vage bis hier hoch durch das Dunkel reicht. Hinter dem Fluß heult ein Güterzug auf seinem Weg westwärts, Straßenbahnen rattern durch alte Weichen, im großen Krankenhaus beginnt der Nachtdienst. Die Stimmen in den Räumen, in den Gedanken verstummen irgendwann, und so leert man die Flasche, atmet die milde Luft, greift ins Leere nach neuen Adjektiven, um Gemütslagen in uralten Momenten zu beschreiben. Und scheitert, zumindest für heute. Zeit, die Bücher zu schließen. Zeit. abzulassen von allem, was das Jetzt hält. Kein Steinwurf mehr bis zur nächsten Dämmerung