Schließlich hat die Nacht wieder ihre Stille. Fast. Immer noch lachen und toben Kinder durch die Höfe, aber die Stimmen klingen erschöpfter und überreizter. Klavier am halb offenen Fenster, irgendwie findet sich der eigene Fluss immer in diesselben Melodien, an denen die Wirklichkeit einer anderen Zeit klebt. Auch: Mond über den Dächern, Konturen von Meeren im kalten Schein, und eine Aura aus Dunst, in der das Licht weich und mild wird. Wie viele Augen umfassen gerade diese Struktur? (Nachtbus, Nachtschwärmer, Nachtmusiken. Sommer erneut eher ein Gefühl, das vage über allem schwebt und flieht, wenn Blick und Griff fester, fordernder werden. Good night wherever you are.)

10am and on. The window and the wind. Wiping away some news, listening to the street, emptying the huge coffee mug. Waiting for the light of day, in everything including oneself. 

Irgendwann im Morgen, ungläubiger Blick auf Uhr und Kalender, in jenen merkwürdigen Minuten, in denen sich Geist und Sinne der Gegenwart und des Ortes gewahr werden und Realität mit Wahrnehmung synchronisieren. Kurzes Schwindelgefühl. Bad. Kaltes Wasser. Unten klappert Spielzeug in der Wanne, ein Flugzeug startet über dem Viertel, nebenan kräht ein Radio in den verregneten, grauen Sonnenaufgang. (Von der Herausforderung, frühen Stunden freundliche Lieder zu singen, wenn die Stimme noch kratzig, die Worte holprig, die Gefühle hart sind. Man sollte vor dem ersten Kaffee nicht zu viel erwarten. Man muss sich Möglichkeiten der Steigerung offenlassen, auch an Wochenenden. Habt es mild heute!) 

Close to 5pm. The dust, settling. Literally, too. Watching clouds race by, or at least it feels just like that. Listening to a world behind dirty windows. (More items to fill long lists.) Too early for candles. Days that wear unfamiliar colours. Always close to rain.

Verlässliche Unorte immer wieder: Baumarkt am voranschreitenden Samstag. Luft getränkt mit dem Duft von Holz, Metall, Farbe, Schweiß. Die Stimmung stets milde gereizt, man kommt anderer Leute Projekten in die Quere und stört durch pure Anwesenheit, während sich auf dem Parkplatz unter dünnen Wolken überdimensionale Autos anfauchen. Im Radio schreit man um die Macht und warnt und mahnt, und irgendwo rennt ein Emu über die Autobahn. Sonderbarer muss es nicht mehr werden. 

Past noon. Out and in, moving on, lost track of time but only a bit. Stories of plans and actual achievements of things to be done today and things that probably will be left open. But at least wiping dirt off some windows, as if to strip the world of some of its grey. And even taking a glimpse of a cautious sun in veiled skies.

(Im Viertel beginnt der Verkauf von Weihnachtsbäumen. Die ersten parken schon eingewickelt und verschnürt auf den Balkonen und warten auf ihre kurze Zeit. Vor dem Supermarkt zieht sich ein langer Tisch unter schwarzen Baldachinen, der blinkende Rentiere, grellweiße Engel und Hologrammbilder dickbäuchiger Nikoläuse in roten Mänteln trägt. Ein älterer Herr steht abseits, hält das Telefon fest am Ohr und schimpft in einer sehr fremden Sprache mit einem fernen Gegenüber. Postboten schwer beladen mit braunen Kisten rennen auf dem kleinen Platz ineinander. Es ist Samstag, Sonne scheint aus mildblauem Himmel und der Augenblick fühlt sich verloren an im frühen Dezember zwischen den Hochhäusern.)

Und plötzlich wieder Samstag, über den alten schwarzen Dächern. Alles noch unfertig und roh. Erste Stimmen, erste Musik, die Routinen der anderen Wohnungen tönen von den Balkonen. Irgendwo wird ein Tisch gedeckt, irgendwo erledigt eine Kaffeemaschine ihre Arbeit. Auf der Kreuzung liegen Walnüsse, aber die Krähen sind nirgends zu sehen. Vor dem Supermarkt des geringsten Misstrauens fegt eine junge Mitarbeiterin Scherben und Zigarettenstummel zusammen. Die Kirchglocken schweigen wieder, und noch immer verharrt die Nachbarschaft im Schlaf länger werdender Nächte, im Schlaf vor Tagen, in denen man sich Plänen widersetzen kann. Erste Wege, erste vorsichtig gesprochene Worte. Noch nicht ganz da, vor dem ersten Kaffee. Kommt gut in den Morgen!