Kurz vor Zehn: Unten weint ein müdes Kind, plappert und brabbelt zwischendurch, während eine ältere Stimme ruhige Lieder singt. Vor der Haustür kreuzen Passanten mit Hunden ihre Wege, sinnieren über das Wetter, die Welt und den Abend und entkommen einander in der Dunkelheit wieder. Leise sinkt Nacht aus den Himmeln. Noch bleibt etwas Geschirr wegzuräumen, etwas Struktur zu schaffen in kühler werdender Küche, um dem Montag möglichst viele Unebenheiten der frühen Stunde zu ersparen. Einander sehr ähnliche Rituale, die fast nahtlos ineinander übergehen. Träume nur ein kurzes Intermezzo entlang der Dämmerungen. 

Schließlich doch noch: Notizen sammeln, um dem morgendlichen, müden Selbst Nachrichten vom abendlichen, müden Selbst zukommen zu lassen. Heizung in Ruhezustand bringen, spüren, wie die Kälte sofort aus den alten Mauern zu strömen scheint. Es ist in Ordnung so, für jetzt. Wieder neue Sterne in den Zimmern gegenüber, die zugezogenen Nachbarn haben einen Stil, den man zu erkennen vermag, der Vergangenheit und jene Art alter Heimat atmet, die als ferner Ton auch in jeder eigenen Geschichte mitschwingt. (Eine andere Wärme, ganz kurz in den Wahrnehmungen weniger Minuten, die vorüberziehen und leise verschwinden, noch bevor es wieder richtig Nacht sein darf.)

Far beyond 10pm. Sound of a helicopter passing nearby, for a moment quiescing the voices and chatter that suddenly appeared in the street. Whoever is out there right now seems to have enough endurance to not give in to this night. Trying to avoid the looks of a cat not asleep on the couch, measuring its environment in cautious attention. So it's all about pulling a mental coat tighter, bracing for the coming cold, lighting another cigarette, unsure where "here" is, restless and homesick in another moment so short and ephemeral it's hard to even notice.

Wenn man in die Nacht starrt, lang genug, dann starrt sie zurück, bis man den Blick abwendet, irritiert und verschämt. Früher als sonst überkommt Müdigkeit den Geist, früher als sonst verlöschen die Fensterlichter der Höfe, nur auf der großen Terrasse leuchten noch Lampions und malen mit dem Wind Muster in finstere Leere. Ein Bus fährt in die Haltestelle, Fahrer grüßen und verabschieden sich, ohne dass Passagiere zugegen wären. Noch eine Zigarette, ein Wort an offener Tür, dann verschwindet das Fahrzeug flusswärts. Im Hof faucht eine Katze. Der Sonntag vergisst sich im Zwielicht der ebenso vergessenden Stadt.

(Dann muss doch noch kalte Nachtluft in die Räume, und sei es, dem matten späten Gefühl zwischen den Dämmerungen etwas frostige Klarheit entgegenzuhalten. Musik von irgendwoher, ein zurückhaltender Dialog unklaren Ursprungs; nicht ausgeschlossen, dass er nicht einmal in der Realität außerhalb der Gedanken stattfindet. Bunte Fäden, die die Stunden durchzogen haben, verlieren sich im Ungewissen, und die wortlosen Lücken im Beschriebenen und Gedachten werden immer größer, wenn die Konzentration verfliegt und der Geist in Schläfrigkeit versinkt. Katze schläft auf dem Sofa, Nachbar schließt die Wohnungstür ab. Der Abend versiegt.)