(Fast leerer Zug als Segen im noch immer jungen Tag. Während der geistige Affe schon wieder durch Zeilen von Code und Netzwerkkonfiguration springt, erfährt die junge Dame in der Reihe nebenan Grundlegendes über Physik und Anatomie: Thermosbecher und halboffene Handtasche auf dem Nebensitz. Heftig bremsende Waggons. Trägheit. Und die eingeschränkten Möglichkeiten maximal zweier Hände. Dinge fallen, Dinge rollen, Hektik entfaltet sich, die knapp begrenzte Welt duftet nach grünem Tee. Eigene Lernkurve indes, Augenblicke später: Bildschirm und Tastatur reagieren auch auf harte Interaktionen bockig und lustlos, so lang der Rechner noch im Rucksack schläft. Es gibt nie zu viel zu wissen...)
(Die verschiedenen emotionalen Zuschnitte verschiedener Menschen zu verschiedenen Tageszeiten. Der Busfahrer hat heute einen seltsamen Morgen, rumpelt über Bordsteine und fährt in die Kurven, als wäre er Stunden hinter dem Zeitplan und fest entschlossen, den Rückstand wieder einzufangen. Also sitzt man, hält sich fest, so gut es geht, und ist irgendwann insgeheim froh, wieder auf dem Boden zu stehen, der so sicher und stabil ist, wie ein vereister Haltesteig es nur sein kann. Weiter nach Pause. Und den Sonnenaufgang schon im Rücken.)
(Neustarten der Geräte. Dankbar, dass die Dämmerung schon wieder hell genug ist, sich zurechtzufinden, ohne das Büro grell zu fluten. Entlangtasten an Umrissen. Heizung ausschalten, Luftwechsel. Atmen gegen die stickige Wärme. Einige Minuten früher: Unnötig langes Innehalten im Fahrstuhl, weil der Zufall ganz zum Ende der Strecke an dem Song hängengeblieben ist, der gegenwärtig am tiefsten dringt. Und doch rechtzeitig aussteigen, bevor die Fahrt wieder abwärts führt und potentiell merkwürdige Fragen proviziert. Weitere Minuten davor: Leere Straßenbahn, leere Sitze, leere Blicke. Atmen gegen die Scheibe, und beobachten, wie das kühle Glas beschlägt. Schemen wahrnehmen - das gerade erträgliche Maß an Abbildung, in dem gefühltes und gesehenes Selbst halbwegs aufeinanderpassen. Zu schnell auf der Schiene, fremdbewegt. Und so ortlos, wie man auf vertrauten Routen nur irgendwie sein kann.)
Dann packt man die Träume zurück in die Schublade, eilig, aber vorsichtig genug, dass sie möglichst wenig Schaden nehmen. Taschen füllen für den Tag, Schönes zum Wichtigen legen, und dann den Bürgersteig, den kalten Beton, den dauergrauen Dreck unter den Sohlen spüren, auf dem Weg durch die anderen Erwachenden, durch die Unbestimmtheit des Augenblicks, durch die Zeit, in der die Seele noch nicht vollständig präsent ist. Bustüren. Bahnhaltestellen. Themenlose Unterhaltungen, Thermosbecher. Eine Armlänge weiter die vorbeiziehende Stadt. Und wieder: Zu sich kommen. Habt es mild heute!
Moving. Too close encounters again. Keeping distance, trying to retreat to within. Dark cities. // 📷 366skies