Es wurde wieder spät, mit dem Pfeifen und Klappern des Windes, mit den zuletzt müden Schritten auf Straße, Brücke zurück ins eigene Viertel, mit der dunklen Leere, die die alten Häuser schon wieder einhüllt, und der Nacht, die über sie wacht. In den Eckhäusern glimmt noch spärliche Beleuchtung hinter hohem, irgendwo im Erdgeschoss ist ein Fenster geöffnet, flieht leise Musik stadtwärts, duftet es nach verschiedenem Rauch. Der Kreis des Tages schließt sich dort, wo Echos der eigenen Füße, vielleicht der eigenen Gedanken, im kalten Treppenhaus widerhallen und die trüben Glühbirnen plötzlich erlöschen. (Heim finden. Ablegen von heute, was abzulegen geht. Und den Rest mit in den Schlaf tragen, auf beiden Schultern und mit größtmöglicher Leichtigkeit.)

Später, am Fluss: Linien des eigenen Viertels, als Spiegelbild auf dem glatten Wasser. Die Nachbarn bedürfen heute wohl der Beleuchtungen auf den Balkonen und Terrassen, entsprechend liegen die Häuser in einem warmen künstlichen Licht, während ganz langsam und strahlend der Mond über die Dächer steigt. Fast wolkenlos die aufziehende Nacht, unerwartet weich und mild, durchzogen von der Musik der Grillen, Bordstein-Gesprächen, spätem Verkehr und dem Lachen derer, die nicht nur schlaftrunken in die Dunkelheit der Wiesen ziehen, Zigarettenstummel wie Glühwürmchen. Verzicht auf Eile, weil der Moment es verdient und weil alles andere viel zu sehr ablenkt.

Irgendwann zwischen Tür und Haltestelle stolpert man durch Viertel, in denen kaum Bäume wachsen und selbst das Grün der Gehwege in verregneten Wochen staubig und dürr wirkt. Hoher Bretterzaun, dahinter wächst ein zeitgemäßer Rohbau in den indifferenten Himmel. Entlang des Weges wechseln die Läden immer noch mit den Monaten, jetzt strahlt ein Schönheitsstudio direkt neben der schmutziggrauen Brandmauer. Fremde Nummernschilder fliehen stadtauswärts. Ein Zug lärmt oben auf dem Damm. Über allem thronen, über alles wachen altvertraute Fenster. Aber die Räume sind dunkel, die Lamellen geschlossen. Die Versuchung, an der Tür zu drücken, verfliegt unnachgegeben. Vielleicht wird jene Zeit doch langsam Geschichte.