Knacken in den Hörern, als Analogon zu sich schließenden Türen, nachdem der Raum langsam leerer wurde. Einige Wimpernschläge später treibt eine seltsame Mittagsschwere über dem anderen Viertel, der man sich nur mit Kraft entziehen kann. Isolierte Nebenzimmer, immer noch ungewohnte Abfolgen von Bewegungen gegen die Härte in sich. Und ein anderes, sich stetig wiederholendes Knacken, das man überhören möchte. Telefon klingelt. Bürohund knurrt im Traum. Eine Wolke in der Fenster-Ecke, Form eines Schmetterlings. Und jede Menge Wind.
Zwischen den Wettern, Schichtwechsel im Supermarkt des geringsten Misstrauens. Die Selbstzahlerkassen haben sich verabschiedet, wieder, und vermutlich wieder ein Softwarefehler. Kann man nichts machen. Personaleinkauf, mit Mobilgerät und Rabattkarte. Samstag als Realität, Montag schon als Ahnung, aber die Gespräche sind noch entspannt. Irgendwo weit hinten in der Schlange regt sich zornige Eile, aber die Eiligen sind meist die Unangenehmen, und die Belegschaft hat längst gelernt, wen man wann ignorieren sollte. Schneesturm als Aprillaune vor automatischen Türen. Ein verschneiter Porsche, Familienausführung. Eine überquellende Mülltonne. Und Tropfenwellen auf großen Pfützen. Fast schon Sonne, verschämt und still ganz an den Ecken des Augenblicks.
Abmelden, Anmelden. Bildschirm entsperrt, unterbrochene Verbindungen zusammensuchen und wiederherstellen. Dazwischen liegt ein Spaziergang im durchdringenden Wind. Ein Exkurs durch Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten des Alltags im Heimbüro. Eine vorsichtige Navigation durch vollgestellte Gänge im Supermarkt des geringsten Misstrauens, in dem die Weihnachtsware schon fast wieder ausgemustert wird. Ein jung gebliebener Großvater steuert einen grotesk großen, mit "Enkelkutsche" etikettierten Jeep vom Parkplatz. An der Ecke zwischen Haltestelle und Bauzaun gestikulieren zwei Passanten mit einem Smartphone und schimpfen über Gesehenes, Verstandenes. Ein einzelnes Lindenblatt taumelt gen Rinnstein, die Post zieht von Haus zu Haus. Baggerlärm. Keine weitere Sonne. Kein neuer Schnee.
Hinter dem Mittagshorizont wird es lauter. Baustellenhektik, Laubbläser, Speditionen und das Geplapper einer Schulklasse, die eine Lücke zwischen den Fächern gefunden hat und auf dem Parkplatz ihre Pause verbringt. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens kämpft wenig Personal gegen viel Lieferung an, neben dem Regal mit Mehl und Zucker stehen einige Paletten Weihnachtsbier, die Schlange der Wagen wartet derweil sehr geduldig - oder resigniert - darauf, dass die Papierrolle in der Kasse gewechselt wurde und der normale Prozess wieder anläuft. (Kontaktversuche ablehnen, in kleinen Etappen Notwendigkeiten einsammeln, und dann die Türen hinter sich schließen lassen. Weiter im Text.)
Auch im weiteren Verlauf will der Tag auf Sonne verzichten, dafür strahlt der goldgelbe Baum über dem Hof und lässt seine Blätter wie kleine Lichtflecken auf Steine und Wasser fallen. Die schwierigeren Gespräche führt man zu merkwürdigen Zeiten, die für alle irgendwie "zwischen anderem Wichtigen" liegen. Manchmal sind es kleine Gesten, nach denen man Erleichterung im Gegenüber verspürt, wenn die Punkte fordernd sind und Druck auf allem lastet. Kein Zeit für einen Spaziergang im dünnen Regen heute, dafür übernehmen Kollegen die Kuchenversorgung, der Bäcker verfügt offensichtlich noch über Pflaumen und insgesamt werden die Novemberfarben etwas lichter in solchen Augenblicken.