Immer noch trübe Sonne über Geschäftsbeton. Die kleinen Büros gegenüber sind fortgesetzt leer und langsam stellen sich Zweifel am wirtschaftlichen Zustand der Nachbarn ein. Unten herrscht Stadtlärm. Zwei junge Frauen haben einander zwischen den Häusern erkennbare Blechschäden zugefügt, jetzt wird neben den lädierten Fahrzeugen die Schuldfrage diskutiert, in zunehmend schärferem Ton; zumindest ist man sich einig in der Uneinigkeit. Kurzzeitiger Impuls, für eine kleine Weile zu verharren und zu beobachten, wohin sich das Drama entwickelt. Aber da sind Streusel auf den Kirschen und insgesamt kennt der fortschreitende Tag Wichtigeres. Enge Taktung, wenig Lücke.

(Too, along the way: Cleaning up ones own digital sphere again. At first. Declutter. Remove noise. Mute some input. Jumping hurdles and taking steps. Even while it feels odd in the beginning. Always ending up feeling that things you own will one day own you.)

(Der Supermarkt des geringsten Misstrauens erlebt Arbeitsverweigerung der Selbstzahlerkassen in zweiter Woche. Der Form der großen schwarzen Buchstaben, die die Worte DEFEKT! quer über die Bildschirme schreiben, haftet spürbarer Frust an, die Blicke der Kassenbedienstenden rangieren eher zwischen entschuldigend und resigniert. Mittlerweile hat das Personal die unwilligen Automaten versteckt hinter einem Regal mit hochprozentigen Mixgetränken und einem übermannshohen Aufsteller, der seltsame Prämien für die Offenlegung eigener Konsumgewohnheiten verspricht. Und vielleicht ist alles nur eine Frage der Reihenfolge.)

Pause zwischen den Themen, von den Themen. Kommunikation im Fluss, Gedanken im Schwung, manchmal aus der Kurve getragen und manchmal irgendwo weit in schlammigem Gelände. Ein paar Lichtpunkte da drinnen gegen das Januargrau des Draußen. Noch immer kein neuer Schnee, der Hausmeister gegenüber fegt Streusand in den Rinnstein und wird von einem Hund angebellt, dessen Besitzer nur die Leine weiterzieht und mürrisch auf sein Display starrt. Im Haus hämmert jemand Nägel in Wände, lässt mit jedem Schlag das Mauerwerk vibrieren und die Gläser im Schrank schimpfen. Ausflüge ins Freie, für kurz, um andere Luft zu atmen und anderen außer sich selbst aus dem Weg zu gehen. Mit oder ohne Kuchen.

Eine Lichterkette mit weißen Sternen hängt an einem alten Ast, der auch Fäden mit Wäscheklammern mit Postkarten trägt. Vorhang im Hintergrund.

📷 lost-in-moments

Etwas weiter, entlang des Planes und seiner Nebenarme, füllt sich der Mittag doch noch mit Sonne. Ein vorsichtiger Wind streicht durch die Springbrunnen des Innenhofs, wirft gelegentlich Tropfen auf grauen Beton. Zwei Etagen weiter oben befreien Fassadenreiniger die Terrassenfenster von den Rückständen der Tauben, mit Hochdruckreiniger und scheinbar viel zu dünn bekleidet für den kühlen Frühherbst. Der Kuchen bringt Kirschen, eine neue Kaffeesorte fordert Gewöhnung, und auf der Liste der Wichtigkeiten versinken die großen Aufgaben immer mehr in angewehtem Kleinkram. (Auch: Ringen mit Lautstärke-Einstellungen und Kopfhörern. Balancieren zwischen Musik und Sprache, unterbewusste Entscheidung für temporäre Erfordernisse. Der nächste Anruf ist hinreichend weit entfernt.)