Noch vor dem richtigen Morgen ist dann alles Wasserherbst und Regen. Regen, der sich in tiefen Pfützen entlang der Straße sammelt und vom frühen Verkehr in Vorhängen auf die Wege geworfen wird. Regen, der in kurzer Zeit Hosen und Schuhe dunkel und kalt werden lässt. Regen, der sich immer wieder schwallweise über die Fenster der Bahn ergießt. Regen, der mit dem Wind in Kleidung und Gesicht geworfen wird an jeder Haltestelle, an der die Türen öffnen. Und plötzlich ist alles wieder enger, zwischen Teenagern und flimmernden Bildern auf kleinen Displays, hustenden Pendlern unter schlechtem Parfum, schwer bepackten schmutzigen Rädern an Un-Plätzen zwischen Reihen und Sitzen. Fokus auf die Nasenspitze und die beschlagenen Scheiben. Ausblenden von allem, was der Moment gerade nicht braucht. Und Aufatmen erst hinter der Glasfront am eigenen Schreibtisch, hinter der die Welt heute aus milchig-nassem Licht besteht. Erst einmal ankommen. Und Kaffee. Damit der Tag sich fügt. Habt es mild und trocken heute!

Regen verklingt mit der Dämmerung. Zurück bleibt nur das Rauschen, mit dem der Wind Tropfen aus großen Bäumen schüttelt und das angesammelte Wasser der Nacht durch den Bach flußwärts strömt. Vögel schimpfen unter dem Dach der großen Magnolie, das Gestrüpp hinter dem Schuppen raschelt von unsichtbaren Mäusen, viel Bewegung um diese Stunde, zu der der Rest des Dorfes sich noch von der Nacht löst. Vor alter Fassade reifen Weintrauben, die Füße berühren nasses Gras, der milde Morgen grenzt gleichsam an Sommer und Herbst. Merklich vor dem ersten Kaffee, die Stadt fühlt sich wieder sehr fern an. Habt es mild heute!