Unterwegs. Später als üblich, in unschlüssiger Kälte. Ein zorniger Sturm treibt Papiertüten, Flyer, alte Zeitschriften über den Beton, wirft Sand und Dreck in die Augen, beugt die Bahngräser und zaust erste Blätter aus ächzenden Bäumen. Kaum Menschen auf den alten Plätzen, nur in einer Seitengasse laden Handwerker Säcke und Werkzeuge in einen rostigen, farbverspritzten Aufzug. Weiterziehen, Abstand halten, unter Fetzen von Himmel mit einem merkwürdigen Gefühl im Innersten. (Büroflure. Tagesplan als Kästchenmuster, ohne Numerierung. Stickige Hitze über den Maschinen. Und ein weiterer Kaffee. Für die Form und das Ritual. Habt es mild heute!)
4pm and on. Leaving a mark in todays journal to honour the first time of touching code archive and records from another age, both in internal and public fragments. Like looking at a static snapshot of a back-then reality that stopped moving afterwards. Another kind of digital history, odd how close the different endings of the day are, despite all differences.
Der Schotterstreifen, der den Parkplatz von uninspirierten Wohnhäusern trennt, geht verloren: Disteln, Kamille, wilde Rosen wuchern dem Himmel entgegen. Und selbst die zahllosen Zigarettenkippen und zerbrochenen Flaschen in den Steinen können daran wenig ändern. Eine versöhnliche Beobachtung. Aus dem Treppenhaus quillt eine Schar junger Büro-Arbeiter, eingehüllt in eine Aura aus zu intensivem Parfum, Schweiß und Buzzwords, die noch sehr lang und sehr zäh in der Luft zu kleben scheint. Auch: Beeindruckend, wie viel Zeit man im Fahrstuhl verbringen kann, vergisst man, eine Etage zu wählen. (Kirschkuchen, Wind. Viel zu viele geöffnete Tabs, im Rechner und im Kopf. Aber zumindest schweigen alle.)
9am and on. Structural archaeology: Digging through old project documentations, trying to get a clue what was done and how, and how much of that people cared to document. Building worlds out of the offset between recorded and actual reality. (A different kind of fun.)
(Irgendwann prasselten wieder Tropfen über Schiefer, Fenster, Blätter, zerbrachen den Schlaf, ließen erschrockene und tiefgehende Unruhe zurück, die lang nicht weichen wollte. Irgendwann traten die Vögel ihren frühen Dienst an, sangen und schrien erste Nachrichten quer über die Höfe, danach kurz innehaltend, wartend auf Antwort und Bestätigung, leiser und fast im gleichen Ton. Und schließlich rangieren Transporter zwischen Straße und Supermarkt, laut piepend, wieder und wieder. Die heutigen Fahrer scheinen mit der Enge des zugeparkten Viertels mehr Probleme zu haben als an anderen Tagen. Entlang all dessen: Versuchen, in eine eigene Form finden, für diesen Morgen. Jede Menge kleine offene Punkte auf verschiedenen Listen überfliegen und verschieben. Heißes Wasser auf das Kaffeepulver gießen. Post von letzter Nacht löschen, bis das Bewusstsein wieder klarer, der Rhythmus drängender wird. Rad, Tasche, Aufbruch mit dunstiger Sonne im Rücken. Habt es mild heute!)
Der Mittag und sein Lärm, heute: Bauarbeiter an der Kreuzung bohren in die Tiefe, man hat den Eindruck, sie könnten jeden Augenblick den brachliegenden Nerv eines unbetäubten, furchtsamen Viertels treffen. Nebenan diskutieren zwei junge Menschen in Ordnungsamtstracht mit einem zunehmend verärgerten Falschparker, wobei sie eine beeindruckend kühle Gelassenheit unter Beweis stellen. Ferner haben Unzufriedene mit Stiften die Wahlplakate in der Gegend dekoriert, wenig kunstfertig und mit Kommentaren, zu deren Verstehen man vermutlich sehr viel erwachter sein muss, als man tatsächlich ist. (Dann lieber das monotone Plätschern der Wasserspiele, und die Echos, die sich im Hof zwischen Glas und Stahl tummeln. Bislang keine Sonne im Grau.)
10am and on. Multiple factors, single results. Building temporary tooling to shape vast loads of input, considering needles and haystacks again. And falling for the temptation to dig into technology all too deep, losing track of time and priorities that way. Focus as an ever-present, unmatched challenge.
Momentaufnahmen nach den Träumen: Morgenlicht über Dächern und Bäumen. Auf dem Geschenkestapel zwischen den Häusern hat jemand eine Tasse freigesetzt, noch originalverpackt, weiß, mit roten Herzen. "Für Dich", die vielen möglichen Geschichten fliehen mit dem Wind. Einige Straßen weiter hat der mentale Algorithmus wieder zufällig die heutige Route gewählt; beeindruckend, wie leer die Stadt sein kann, und wie sehr das Zeitgefühl in dieser Leere schwankt. Zwischen Bahnsteig und Bordstein wuchert bunt durchsetztes Grün, einzelne Blütenblätter wehen auf die Steine, einzelne Ameisen finden zurück nach Hause. (Beeindruckend und verstörend, wie sehr der Blick in den Himmel die Fähigkeit beeinflusst, andere Details intensiv zu fassen zu bekommen. Noch weiter: Stickige Büroluft, Kaffee, kaltes Wasser in das von der Fahrt staubige, immer noch müde Gesicht. Noch genügend Stille. Noch ausreichend früh, sich knackend zu entfalten. Habt es mild heute!)