Und dann doch nochmal Kontakt mit der Außenwelt. Ein Tag ohne Bilder, weil man nicht für Fotos innehalten mag und der eigene Speicher nicht aufnahmebereit ist. Supermarkt des geringsten Misstrauens, die Kälte der Flure, beiläufige Begegnungen, aber niemand hat Gedanken oder Gespräche und so gibt man sein Geld ab, packt die Taschen und sinkt wieder in den Beginn des Abends. Wie in ein dichtes Daunenbett mitten im Sommer. 

Abseits aller heutigen Wege: Navigation durch mentale Gänge, mit unerkannten Seitenarmen und in jedem harren merkwürdige Assoziationen, denen man nicht begegnen möchte. Staub auf dem Tisch, den Geräten, dem Fuß des Bildschirmes. Versucht, Muster zu zeichnen, oder der Idee zu verfallen, alle anderen Aufgaben nach hinten zu schieben und die Ordnung  herzustellen, die sich die Vorstellung bisweilen wünscht und für die die Realität in keiner Dimension genug Raum bietet. Stattdessen einige Schritte vor die Tür, Hausmeister, Anwohner, kurzes, längeres Vorübergehen, Supermarkt des geringsten Misstrauens, Leergut, Kleinigkeiten und Joghurt, des Rituals wegen, und die Musik wird demnächst ihr drittes Jahrzehnt vollenden. Sehr seltsame Konstanten in den Wellen der Gegenwart.

Die Entscheidungshoheit des Aprilwetters legte den nächsten durchdringenden Schauer in jenes kurze Zeitfenster zwischen den täglichen Bausteinen, das einem Besuch des unüberdachten Teils der Welt gewidmet sein sollte. Nasse Hose, nasse Schuhe. Missmut. Erwägungen zu Protokollen und Kommunikation angesichts des neuen Bediensteten, der behende die Artikel über die Kasse im Supermarkt des geringsten Misstrauens zieht, unverbindlich lächelt und vor allem die korrekten Formeln für Gruß und Verabschiedung in unvertrauter Abfolgə intoniert. Verheddert in den eigenen Antworten, Schritte vor die Tür, Eile zurück zu den eigenen Räumen. (Nächster Kaffee, nächster Call. Und eine weiche Sonne hoch im Grau.)

Dann glänzt unmotivierte Sonne auf großen schmutzigen Pfützen. Eine Querstraße weiter wird noch einmal der rostige alte Bus bepackt: Wasserball, Luftmatratzen, Körbe mit Kleidung und Lebensmitteln. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens herrscht vertraute Leere vor dem späten Ansturm, der Praktikant an der Kasse zittert bei jedem Handgriff so sehr, dass man ihn gar nicht auf gewisse andere Fragen ansprechen möchte. Rabattkartenwerbung, seichte Musik. Und Maschinenstreik. Die Wochen zählt man nicht mehr.

Dann Supermarkt des geringsten Misstrauens, ohne großen Bedarf, aber wegen der Routine, die stabil genug war, die Zeit seit der Pandemie zu überdauern, und vielleicht deswegen einer gewissen Würdigung bedarf. Die Automaten streiken immer noch, hartnäckig, ungerührt, und die menschlichen Bediensteten versuchen, enstandene Lücken zu füllen. Zudem verweisen resolute Mitarbeiterinnen einen jungen, vornehm gekleideten Mann des Hauses, der ebenso plump versucht hat, Wodka und Zigaretten zu stehlen, wie er im Gespräch darauf verfällt, alle Umstehenden anzupöbeln und zu beleidigen. (Eigener Warenkorb - halbwegs konstant, die Zahl steigt kontinuierlich, Rechenübungen, Sorgenfalten, um so viele und irgendwann auch sich selbst. Der junge Mann schaffte es bis zum Parkplatz hinter dem Haus, schimpft auf Büsche und Wolken und Woche und trinkt Korn aus dem Flachmann, der der Kontrolle entfallen ist. Kälterer Wind, grauer Himmel, erster Regen.)