Zu spät geschlafen, knapp erwacht, zu spät erkannt, von wem aus das durchdringende, laute Gähnen in die Welt hallt. Unrasiert, ungekämmt, zerknittert, noch halb im Gestern und weit davon entfernt, das Heute schon verstanden zu haben. Vorbereitung auf die Abläufe, Prioritäten, Eckpunkte und die Kurven, die sie umfahren. Kaffee kochen. Blöcke zurecht rücken. Vogelstimmen nicht deuten können und wissen, dass man immer zu langsam für eine Aufnahme ist. Ungeschriebene Gesetze, hier am ersten Tagesrand. Habt es mild heute.

Donnerstagmorgen, die Verortung in der Woche ist plötzlich gegenwärtiger als sonst. Modifikationen am Takt, auch heute. Frühe Antworten auf späte Nachrichten, verschiedene Motivationen und für nicht alle ist man glücklich mit sich selbst. Langsames Erfühlen der heutigen Realität: Temperatur, Licht, Wolken, Wind, eigenes Kraftfeld und die der Umgebung, undurchschaubare Laune einer übermüdeten Katze. Fakten, Fiktionen, Interpretationsversuche und Kaffee. Kein Nachdenken über Sinnhaftigkeit des Bildes, so lang die Teile des Puzzles nur irgendwie gemeinsame Kanten aufweisen. Habt es mild heute.

Das Ächzen der Bäume, das Rauschen der Blätter unter barschen Winden rief lang durch die Träume, übertönte die Stimmen und Melodien der verschlafenen Großstadt. Aufwachen, unverortet. Minuten unterwegs in emotionale Tiefen, bis sich das Selbst an der Ausrichtung des Raumes, des Bettes darin, der Gegenwart in der Woche festklammern und zur Ruhe kommen kann. Tief durchatmen, während der Puls wieder zu gewohnter Frequenz finden kann. Kaffee. Blättern durch die Dokumentation für das Heute. Auslassungen finden. Muster suchen. Hören, wie unten müde Schritte durch den Flur wandern. Bewusstwerdung im Freitagmorgen. Habt es mild heute.

(Anderer Morgen, wieder andere Abläufe, Verharren am Ort früh im Plan, um die ersten Wellen des Taktes etwas abzuschwächen und Luft zu schaffen vor dem Dickicht eines engen blauen Pfades. Kaffee und schlechte Metaphern in der Küche, einige Obstfliegen unter dem Fenster und der Geist versucht sich halbherzig zu erinnern, warum die hier sein könnten. Kein Ergebnis. Ferne Stadt erwacht, nahes Viertel gähnt, reglose Straße, soweit die Sinne fühlen. An allem klebt verschwitzte Nacht. Habt es mild heute!)

Abtauchen in die Dunkelheit, nervöses Turnen durch die Zeit zwischen den Dämmerungen, verknittertes Aufsteigen aus den Untiefen von inneren Filmen, die keiner Dramaturgie und allenfalls äußerst fragwürdiger Ästhetik folgen. Wetterbeobachtungen als intuitive erste Reaktion auf die Wirklichkeit, wertungsfreies Erfassen eines begrenzten Zustands, als Grundlage für erste eigene Stimmungsbilder, und als Übung für die Sinne, in den Schwung ihres Zusammenspiels zu kommen. Kaffee, große Tasse. Vollkornbrot. Eine andere Radiostimme, heute, aus irgendeinem anderen Schlafzimmer; gegenüber werden die Fenster geöffnet und es bleibt Erstaunen darüber, schon so viel Präsenz in diesen Blöcken wahrzunehmen, außerhalb des Schlafes. Aber vielleicht brauchen Rituale Veränderungen, um sich selbst zu erhalten. Oder die ersten frischen Gedanken überspitzen alles, was sie zu fassen bekommen. Wer weiß. Habt es mild heute!