Freitagmorgen. Halb neben den geistigen Schienen, irgendwo inmitten hartnäckiger Resten ebenso hartnäckiger Müdigkeit und der Unruhe all jener Themen, die in den verschiedenen Phasen des Heute Platz finden wollen. Kaffee am Fenster, zwischen der Hitze der Zimmer und der noch einigermaßen nachtkalten Luft. Flirt mit der aufgehenden Sonne, ungesehen, ungehört. Daneben schwingen die Klangmuster des ersten Busses, hinter der Kreuzung anhaltend, schließlich weiterfahrend, ohne Passagiere aufzunehmen. Öffnende Fenster, früh erwachte Kinder, elektrische Stimme eines Hörspiels und noch ist Platz für Fantasien und Fabeln, vor dem nächsten Takt dieser Stunden. Habt es mild heute.

Manchmal ist Morgen die Zeit, in der die Nacht sich mit jungem Licht auflöst und die Stunden heller werden. Manchmal ist Morgen die Zeit, in der die während des Halbschlafes zurechtgelegten Erzählungen und Argumentationslinien das Fundament zu ergründen versuchen, auf dem sie stehen wollen. Nicht immer ist dies übermäßig belastbar, meist beginnt damit die eigentliche Arbeit erst. Eine Motte schläft über dem Badezimmerspiegel, wird geduldet, wie man selbst von ihr geduldet wird. Unten hantiert man mit Geschirr und Besteck, früher als gewohnt. Sonne über den östlichen Dächern. Vage Schatten, unfertige Bilder, und manchmal beides ein Geschenk. Habt es mild heute!

Schon etwas weiter, die Gassen schlafen noch mit den Lichterketten voranschreitender Monate in den Haaren. Eine Taube sucht Körner unter Liegestühlen und Sonnenschirmen, die für die Ferne, den Strand und Industriegetränke werben. Tiefe Schatten hinter Baucontainern, Blüten, Stacheln, Passanten stolpern von Bahnsteig zu Haltestelle. Güterzug rumpelt über das Gleisdreieck westwärts. Noch nicht wach, noch nicht angekommen.

Rote Rosenblüten vor der Front eines alten Gebäudes. Lomo-Effekt.

📷 a-different-void

Und schon wieder Bewusstwerdung, der vergangenen Träume, des Moments, des Umstands, immer noch nicht vom morgendlichen Radioprogramm abgewichen zu sein. Laute Konversationen unter frühen Vögeln, die eigene Wahrnehmung meint Streit und Zorn zu hören, aber vielleicht bringt der Beobachter mehr von seiner Geisteshaltung mit, als ihm in diesem Fall lieb wäre. Kaffee aus der blauen Tasse, knappes Frühstück, Zurechtrücken der Blöcke, auf die sich die heutigen Aufgaben bauen. Verzichtserklärung an Langeweile. Aber Hoffnung auf unproduktive Lückenfüller und ihre heimliche Inspiration. Habt es mild heute!

Die kurzen Nächte langer Tage, und das indifferente Gefühl neuen Morgens. Wieder Orientierungsbedarf, um klar zu werden, wie viel der verblassenden Schemen tatsächlich den gestrigen Stunden gehörten und wie viele in den Unwelten nach Sonnenuntergang verwurzelt sind. Gähnen, bis die Muskeln schmerzen. Kopf in stadtkaltem Wasser. Unten erwachen Bad und Küche, treiben brüchige Gespräche über alten Fußböden. Noch vor dem ersten Kaffee, unbewusst und unsicher. Habt es mild heute.