Spät und noch am Fenster des Heimbüro. In einer merkwürdigen Mischung aus Zerstreutheit, Sprunghaftigkeit und dem Schwung, der all die blauen vollen Stunden heute überdauert hat, einen noch ein gutes Stück weit mitnimmt und fortreißt. Große Motten drehen ihre Bahnen um die Lampe, irgendwo im Halbdunkel des Flures glühen Katzenaugen, fortgesetzte gespannte Unruhe zeichnet sich ab. Unten schlägt währenddessen immer wieder die Tür der Kneipe ins Schloss, entlässt Schwaden aus Zigarettendunst, abgestandener Luft und verblasster Musik in die Leere der Straße. Ein Taxi wartet auf Passagiere, seit Minuten schon, und der Busfahrer schlendert ohne Eile zur Haltestelle, einen Rucksack schief über die Schultern geworfen und Kaffeebecher in der Hand. Viele dunkle Pfade führen in die Nacht.
Wieder zu Hause. Noch hängt etwas vom Herbst des Tages in den Haaren, auf der Haut, in wüsten Gedanken, nicht mehr von Träumen trennbar um diese Zeit. Immer noch treiben Wolken über die Häuser, saugen sich voll mit dem rostroten Licht der Straßen und dem diffusen Glanz in Myriaden von Fenstern, hinter, unter denen die Nachbarschaft vom Freitag und seinen Plänen ablässt. Aus der Kneipe dringen rauhe Musik und der Geruch von altem Frittenfett in die Höfe. Einschlägige Gäste, unten klirren Flaschen zu Gemurmel, dann und wann von gehässigem Lachen zerrissen. Hinter der Wand diskutiert der Nachbar mit seiner Familie, man vernimmt nur die laute Stimme, aus der Unzufriedenheit und Resignation klingen. Jemand gähnt hörbar. Was auch immer der Abend bringt, es ist so verschieden wie die Farben der Lampen, die Klänge der Sprachen, die vielen ungesagten Worte, die jede einzelne Seele da draußen heute mit in den Schlaf nimmt.
Zurück im Abend: Noch einmal Bildschirmlicht, noch einmal die Hände über den Tasten. Muster finden in dem, was die Maschinen seit Mittag zurückgelassen haben. Ordnung schaffen, das Wesentliche im Unwesentlichen finden, Abläufe nachvollziehen, während vor den Fenstern die Stadt sich hinter der Dämmerung verliert. Unten quietschen Fahrradbremsen, dann klappert Blech, rollen harte Dinge über harte Steine. Eine rauchig-müde Stimme schimpft kurz, aber durchdringend, Schritte eilen umher, wenig später ist der Spuk einer überraschten Leere gewichen. Hier: Musik im Anspielmodus, durcheinander und erratisch gewählt, die Seele mag bei nichts so richtig hängenbleiben. Vielleicht ist es noch zu früh auf dem Weg ins Morgen. Vielleicht braucht das heutige Dunkel noch seine Zeit.
Und fast Nacht. Die Musik ändert sich vorsichtig, auch nicht mehr bewusst, eher wie ein Hauch, der einfach die Himmelsrichtung wechselt, den Duft, die Schärfe, ohne sich dabei wirklich fundamental zu ändern. Gegenüber werden große Kerzen gelöscht und Balkonstühle zusammengeklappt. Über der Satellitenantenne blinkt ein erster Stern, Ahnung oder Hoffnung im weichen Schwarz. Schon werden die Gedanken schwerer, Wahrnehmung der Zeit ist verbogen und schief, Gefühl und Uhr kommen nicht überein, was die Stunde geschlagen hat. (Die Flasche leeren. Der Dunkelheit spielen. Zwischen hier und dem Montag verloren gehen. Solang es eben geht.)
Somewhere, anywhere, finally. Fully aware again of how nights out in the hills differ from nights in the city: Hardly any light, limited visibility, these different sounds that come closer, are more random, feel more organic and in a way much more intimidating. A possibility of ghosts, or just animals as scared and suspicious as the spectator. Hours that are heavy on soul and mind. Hours drunk with dry wine and rough thoughts, too. No sleep till midnight? Maybe.