(Zwiesprache mit abnehmendem Mond. Schritte auf dem Kies schmaler Wege, dazu das Fauchen von Katzen, das Quietschen von Türen und in gewisser Weise sind die Abende seit kurzem wieder lauter, hörbarer, eigener. Es bleiben übliche Handgriffe, mit denen wochenendverwohnte Zimmer strukturierter und beruhigender werden. Hinter dem Horizont liegt die Strecke der neuen Woche. Stimmung und Gedanken versuchen sich vorsichtig einzuschwingen, ohne schon in losen Enden verheddert zu stolpern. Kalte Nacht unter immer noch weitem, klarem Himmel.)

Schließlich: Verweilen, noch einmal kurz, im Blick über die Quartiersdächer, den schon dunklen Raum hinter sich fühlend. Merkwürdige Normalität wieder, unweit des Morgens und seiner anderen Bilder. Die voranschreitende Zeit gehört kaltem Mond und dem flackernden Neon der Kneipe. Noch immer kehren Nachbarn aus dem Wochenende zurück, werden Autos geparkt und Taschen in große Haustüren getragen. Gegenüber ist man in Bücher versunken, den Monitor dahinter bespielt ein seltsamer Bildschirmschoner, aus dem vor allem jede Menge Nostalgie spricht. (Es friert wieder, die Rahmen schließen dicht, Bewegungen zwischen den Häusern bleiben heute Stummfilm. Tonlose Stille am Rande der neuen Woche kann auch die Stadt, zumindest irgendwie.)

10pm and not that much more. Too late again for an early night. There's always one more word hiding behind the books and shelves like a shy ghost, wondering to even get out. (And in quite some nights it won't, but maybe still again and again it's worth a try.) 

Merklich später, zwischen anderen Wänden, für den Moment sinnierend, ob das Heimbüro Heimbüro bleibt, wenn man außerhalb der Bürozeiten dort verweilt, oder ob Zeit zu Bürozeit wird, ganz gleich, wann man sich dort aufzuhalten müssen glaubt. Den Abend füllen geschriebene Konversationen, obskure Fehler, Sprachgewirr und Bilder, übergeblieben von den Tagen zwischen den Jahren, während der Alltag ganz langsam, aber sicher wieder alltäglicher wird, die Nachbarn nebenan wieder abwechselnd singen und streiten und irgendwo him Beton des Viertels ein schlechter Lautsprecher schlechte Musik in die Wolken kratzt. (Unten vor der geschlossenen Kneipe klirren Flaschen, Stimmen kichern, ein Böller kracht. Gewisse Vorräte scheinen nur sehr langsam zu erschöpfen. Zögernd wagt sich Nacht in die Straße.) 

Die Stille der nächtlichen Welt, draußen wie drinnen. Irgendwann müssen Signale stummgeschaltet werden, damit die Wahrnehmung sich abkühlen kann. Wohnungen der Straße verschwinden im Schlaf, gegenüber steht ein müde wirkender Nachbar rauchend an der Haustür und wartet, dass der Hund das Interesse an dem Schneehaufen vor der Fassade verliert. Irgendwo lacht eine junge Männerstimme, aber der Grund der Freude bleibt unerkannt. Und die Klarinette tönt wieder einmal durch die kalte Luft. (Aber vielleicht sind die Töne nur eine traumnahe Erinnerung an einen zurückliegenden Frühling, die die Ferne der Monate überdauerte. Wer weiß.)

Far beyond 10pm again. Crossing common thresholds faster these days, looking back and wondering where the hours went. Still counting lines of code, still trying to match outcomes to expectations and trying to find what causes the gaps in between. The wearing-down of late days, the tiredness of early nights, the growing inability to stay up late that seems to come with the years.

Etliches an Strecke und Stunden weiter liegt vor der Kneipe ein grüner Teppich auf dem Bürgersteig, durchweicht nach dem Tag, dekoriert mit schmutzigen Fußabdrücken und gesäumt von echten, falschen Pflanzen und Pappaufstellern mit Sonderangeboten. Ein Scheinwerfer blendet bis weit in die Straße. Anders als sonst, ungewohnt und unwirklich. Dafür ist die Musik stiller, und die vertrauten Gesichter der Nachbarschaft haben auch schon ihren heutigen Weg in eigene Wände gefunden. So ruhen leere Tische hinter der halb geöffneten Tür, wartend auf jemanden, der wohl heute nicht mehr kommt. (Dafür rollt noch ein Bus durch Kreuzung und Haltestelle, zieht spurbreite Wellen durch die größer werdenden Pfützen. Gegenüber wird das Schlafzimmerlicht gedimmt. Geschichten am Bettrand, immer kurz vor dem Schlaf.)

Der Abend vergeht in schummrigem Licht. Kleine Augen vor großen Bildschirmen, viel Tag in den geistigen Knochen, viel Tag und Woche noch voraus. Noch einmal Struktur in Dinge bringen, noch einmal Unebenheiten begradigen, zumindest ein paar jener Fallstricke beseitigen, die einen sonst kopfüber und hart in den neuen Morgen stolpern lassen. Böige Winde klappern mit Schindeln und werfen dann und wann Mülltonnen um. Jemand spielt Klavier, versucht sich an einem ambitionierten Werk, mit durchwachsenem Erfolg. (Noch einmal strecken, nach der Decke greifen, versuchen, das Verspannte von sich zu bannen, und ebenfalls scheitern. Also bleibt zu beobachten, wem das heutige Dunkel gehören wird: Nervosität oder Müdigkeit? Momente, in denen Dinge spannend bleiben, man aber nicht wetten würde...)