Close to 10am. People pulling lorries through the narrow streets, collecting garbage from the houses. A lot of familiar processes work surprisingly different in a city devoid of cars and bicycles. Another bakery, another kind of cornetti and a scent of espresso all over the square. No plan so far.
Erstaunen, immer wieder, wie schnell fremde Stadtgeometrie, Sprache, Infrastruktur, Gepflogenheiten selbstverständlich werden. Wie man sich früh durch die richtigen Gassen bewegt, noch im Halbschlaf, dabei müden Einheimischen begegnet, die tagwärts eilen, in verborgene Headsets sprechen, mitunter gestikulieren, sich dann und wann bekreuzigen, wo ein Madonnenschrein aus einer Hausecke ragt. Weißbrot, Rosinengebäck, Weinbeeren. Den Kaffee dazu gibt es im temporären Zuhause über der alten Holztür. Genügend Plan für diese Stunde und ihr trübes Licht. Habt es mild heute!
Plötzlich wieder wach, mental noch mitten in der Nacht. An einigen Tagen sind die Sterne heller über den Höfen, zwischen einigen Tagen kommen unvermittelt Erinnerungen an Wichtiges, das notiert werden muss und viel zu viel geistige Aktivität erfordert, als dass danach eine einfache Rückkehr zum Schlaf möglich wäre. Herbstwindböen reißen an Fenstern, schlagen Türen zu und singen in leeren Aufgängen ihre bizarren Lieder. Unten am Fußweg schließt jemand ein Fahrrad vom Laternenmast. Freitagmorgen, kurz vor 6, das Wasser für den ersten Kaffee kocht und der schwierige Großteil der verplanten Stunden sammelt sich noch nicht einmal im Kalender. (Aufräumen. Lose Themen anfassen, nachzuvollziehen versuchen, wie weit man vorankam im letzten Anlauf. Und dann erst einmal wieder ablegen. Hoffend, damit weiterzukommen, bevor dieses Wissen aufs Neue verfällt. Habt es mild heute!)
Später entschloss sich die Nacht doch dazu, Regen über die Dächer zu schicken, intensiv und kurz, vielleicht auch nur ein Traum vielstimmigen Rauschens. Noch immer hallt der Abend nach, wehen Konturen von Bildern durch den Geist, und ein Netz aus Orten, Personen und Ereignissen, das irgendwann im Halbschlaf sichtbar geworden ist und in demselben Zustand verweilt, in dem so viele Themen verharren, denen man um diese Zeit anheimfällt und die einen lang begleiten, vage und doch spürbar präsent. Morgenbus auf nasser Straße, und der Signalton, kurz bevor die Türen schließen. Schritte im Treppenhaus, weit unten, fallende Haustür. Terminerinnerungen, die man beiseite wischt. Wasserkessel. Knäckebrot. Regenjacke. Und halb gepackte Tasche. Auch wenn es nie viel zusammenzupacken gibt vor dem Aufbruch in den Tag. Habt es mild heute!
Geschriebene Kommunikation, Küchentisch, im Zwielicht. Dringlichkeiten nachgehen, die übersehen blieben und sich irgendwann wie ein greller Faden durch den Schlaf zu ziehen begannen. Halbwegs klar genug, Themen fassen und artikulieren zu können. Trotzdem Stolpern, über Schuhe und eigene Füße und Katze (entrüstet fauchend) und die gewohnten Unwägbarkeiten eines noch rohen Morgens und über die Unzulänglichkeiten digitaler Werkzeuge, an denen man sich wieder und wieder schneidet und die ganz besonders dann schmerzen, wenn die Fähigkeit zur Kompensation noch ungläubig vor dem Badspiegel steht. Erster Kaffee. Unten schließt der früher Bus seine Türen. Schlüssel klappern. Der alte Zeitungsbote schiebt seinen Wagen von Haus zu Haus, verweilt überall nur kurz. Über allem ein vorsichtiger Hauch Dämmerung. Immerhin. Habt es mild heute!