Schlaf, einmal mehr, als ein Labyrinth, in das man schwer hinein findet und aus dem man immer schon halb den Ausgang zu sehen vermag, auch von den dunkleren Seitenarmen her, von wo aus der Weg sich noch lang und fordernd gestaltet. Stadt und ihr Atem im Fenster, der Abend verklang spät, die Grenzen zwischen Tagen und Bewusstseinszuständen scheinen fließend. Pfadfindung, Flur, Bad, Straße. Brötchen, erster Gruß, Kaffee. Unsicher bezüglich der Notwendigkeit von Planung und Orientierung. Weit vor der erforderlichen Zeit. Habt es mild heute. 

Kaum eingeschlafen, durch wüste Träume gerannt, fremde Gesichter beleidigt, und schon wieder mit dem lauten Motor eines imaginären Busses erwacht, der hier in diesen Gassen kaum Platz finden wird. Einige Stunden alt, hat der Tag schon Licht und Gemütslagen und Wetter, aber die eigenen Gedanken, die dergleichen verarbeiten könnten, finden noch ihre eigenen Ausgänge aus dem Labyrinth der Dunkelheit. Zustandserfassung, vorsichtig, vor erstem Kaffee. Habt es mild heute. 

Montag außerhalb der Routine, und trotzdem ein Morgen, an dem der innere Rhythmus spürbarer ist, ebenso das merkwürdige Gefühl, Wichtiges zu ignorieren. Prioritäten und Wassermelone. Markttag, vermutlich, aber noch nicht wach, noch nicht bewusst genug, dem weiter folgen zu können. Vor dem ersten Kaffee, vor den ersten Schritten, rissige Wolken, vorsichtige Sonne in alten Bäumen. Habt es mild heute. 

Selbstwerdung am Sonntagmorgen. Träume aus dem Augenwinkel wischen. Die Stadt hinter den Wänden erahnen, erfühlen, als gegenwärtig annehmen. Viel Hoffnung in der frühen Stunde. Kaffee, Weißbrot, Obst. Gegenüber führt ein großer Hund zwei Kinder zum Bäcker. Die Krähen beobachten, die Sonne malt Linien und Formen auf nachtschlafene Fassaden. Immer wieder hier, über den Bürgersteigen, eine Armeslänge vom wolkenlosen Himmel. Etwas Leerlauf, bevor die Hitze wieder auf die Seele drückt. Habt es mild heute. 

Morgen, als der Duft lauwarmer Höfe und Dächer, der Klang von Stimmen hinter offenen Balkontüren, das geschäftige Klappern erwachender Küchen. Irgendwo plappert schon ein Fernsehprogramm, ein Kühlschrank wird geschlossen, ein Wasserkessel rauscht. Unten passieren Jogger in Sportkleidung angestrengt die noch dem Zwielicht gehörende Kreuzung, verschwinden dort, wo die Wege die Häuser umrunden und in Park und Wiesen aufgehen. Das Bedürfnis, sich der eigenen, drängenden Routine zu beugen, diskutiert mit dem Wunsch, später und planloser als sonst dem Sonntag zu begegnen, und wer gewinnt, ist eigentlich von Anfang an klar. Habt es mild heute.