Bahntrassen kreuzen, das Dröhnen des durchfahrenden Zuges hoch über dem Kopf, immer erwartet und doch immer wieder erschrocken. Erstkontakte mit Büronachbarn an roten Ampeln. Frühling genug, oder noch zu viel Winter? Durch den Innenhof trottet eine Gruppe junger Schüler, unter bunten Mützen und mit schweren Taschen auf den Rücken. Erste Sonne, grell und über Eck auf Glasfassaden und Wasser. Und dann Bürokaffee, die ersten Schatten, und der erste Plan. Gerade wach genug.

Schatten von Jalousien an einer rauhweißen Wand.

📷 lost-in-moments

Übergänge, hier aus dem Schlafmodus in halbwegs ruhigen Betriebszustand. Ein einzelnes helles Fenster sehen, in der Welt am Rande der Küche. Selbst ein einzelnes Licht sein im noch jungen dunklen Morgen. Notizen der Nacht, ein paar Fetzen von Träumen, Fragmente von Empfindungen, die kurz und real vorüberzogen und dann tut der Kaffee sein Werk, bekommt der Kalender sein Recht. Im Treppenhaus schlagen Türen, nebenan startet ein Motorrad, rollt  aus der Durchfahrt auf den Asphalt, dröhnt lauter und verschwindet dorthin, wo die Grenze zwischen Grundstücken und strukturlosem Wald verläuft. Ein Bus, eine Krähe, Radionachrichten und ein rumpelnder Kühlschrank. Klangmuster für die erwachende Sonne. Habt es mild heute!

Nachtbetrachtungen, dann, wieder. Der große und der kleine Spiegel, die noch halb geschlossenen Augen und die Wirklichkeit, die man in kleinen Teilen wieder näherkommen läßt. Irgendwo entlang der Höfe ändern sich die frühen Abläufe, werden Wecker und Radio lauter, wird das Leise der frühen Zeit geflutet mit schlechter Musik und geplapperten Belanglosigkeiten, die sich ebenso schlecht verkraften wie ausblenden lassen. Radiomoderatoren und digitale Netzwerke, ein merkwürdiges Zusammentreffen, von dem man sich möglichst weit fern halten möchte und trotzdem keinen Abstand gewinnt. (Erster Kaffee. Sinnieren über fairen Handel und unfaire Normalitäten. Bevor der Mittwoch Schwung bekommt. Habt es mild heute.)

(Handschuhe, dicker Schal, gerissene Lippen. Wind immer im Gesicht, mit dem eigenen fahlen Schatten um die Wette reisen, sich immer selbst dicht auf den Fersen. Ungehaltene Ströme über Abwege, um Baustellen und Sperrungen herum. Orangefarbenes Licht blitzt, gegenüber sitzen Menschen auf einer dunkelgrün lackierten Metallbank und frühstücken Brötchen und Äpfel. Was man eben so tut, um diese Zeit.)

Am Rande wacher Realität, einmal mehr. In den Höfen wohnt rauhe Kälte. Die Nacht verweht, kratzt über die Bilder, die die Träume zurückließen, nimmt Farbe und Konturen und lässt formlose Schemen zurück. Tastende Schritte den Flur entlang, Stolpern über die eigenen Füße, Erstkontakt mit dem eigenen Blick. Herausfinden, wie lang man standhalten kann. Vom Ergebnis nicht begeistert, aber auch nicht überrascht. Ähnliche Worte für ähnliche Tage, und erstaunt über die Dichte des Unbewussten, irgendwann vor dem ersten Kaffee. Habt es mild heute!