Zum Mittag finden sich kurze Wege. Supermarkt des geringsten Misstrauens, nur einige ältere Herrschaften, die sich mit Grundnahrungsmitteln und der verfügbaren Tageszeitung eindecken und eine unscharfe Angst vor dem eigenen Altern wecken. Schichtwechsel im Personal, manchmal ist der Gruß freundlicher, wenn sich Menschen gerade nicht in Kleidung, Takt, Zwängen ihrer Routine bewegen. Ferner gehört es zu den schlechteren Ideen, hungrig einkaufen zu gehen, allenfalls der enge zeitliche Rahmen verhindet ein Ausufern so kurz vor dem Wochenende. Stattdessen Beschränkung aufs Notwendige, und das innere Murren über Selbstzahlerkassen, schlechte Software und undurchdachte Prozesse gehört wohl dazu. (Blinzeln in die unerwartete Sonne, wenig später. Postbote, Buchhändler, Apotheker gegenüber. Der nächste Anruf schon in Warteschlange. In Bewegung bleiben.)
Stunden weiter verstreicht ein anderer Tag. Das Sortieren von Bildern als werdende Tradition, heute abstrakt, unscharf, eher farblos und nicht nur in Nuancen bedrückend. Rumpelnde Heizung, warme Luft steigt die Wände hoch, lässt Blätter einiger Zimmerpflanzen, einige kleinere Lampen der Lichterkette erzittern. Im Hinterhof klappern die Mülltonnen, jemand schimpft, eine Balkontür wird geschlossen. Kneipenluft mischt sich mit Nachtkälte. Es lässt sich recht gut erahnen, was in der Küche passiert an diesem Abend. Dazu Musik, kleinere Passagen in Endlosschleife, wechselnde Stimmungen zwischen Takten und Noten, viele ewig alt. Notizen am Rand der Aufgaben. Wie üblich: Noch einige Verrichtungen, bevor man die Dunkelheit vorübergehend gewähren lässt. Have a safe night wherever you are.
Dann, Büro. Zweiter Kaffee. Vorbereitungen. Liegengebliebenes. Filter aktivieren, Themen stummschalten. Konzentration auf die eigene Nasenspitze, für ein paar Momente. Und Energie bündeln auf die Dinge, die sie heute brauchen.
Später: Nachtwelten und Nachtgestalten. Flackerndes Licht, Duft von Ruß, die Flamme fühlt sich kühler als erwartet an. Noch ein wenig das festhalten, was der Morgen begann, während entlang der Straße die Fenster dunkler werden, die späten Pendler um die wenigen noch freien Parkplätze ringen, ein Hund skeptisch um die Roller hinter der Haltestelle schleicht. (Manchmal tanzt man haltlos, schwerelos mit Geistern zwischen den Fragmenten, die der Tag zurückließ. Und manchmal erschrickt man vor Gespenstern, vor Schatten, vor Dingen, über die man stolpert, vor Dingen, die man über sich selbst lernt kurz nach der Dämmerung. Welten inmitten von Stunden, und nur eine Ahnung von Schlaf. Have a peaceful night wherever you are.)
Wieder Tagesrand. Die Wahrnehmung ein kleiner Punkt, der entlang der Stunden wandert und verschiedene Realitäten mischt. Manchmal sind die Überschneidungen größer, manchmal kleiner. Manchmal lenkt man vorsichtig den Fluss, manchmal beobachtet man still. Manchmal stolpert man über irgendetwas von sich selbst, führt seltsame innere Dialoge, versucht sich einzuordnen in Alles, spürend, dass das nicht immer gut gelingt. Manchmal atmet man den Herbstnebel, spürt die Feuchtigkeit im Gesicht und erfühlt die Träume hinter dem Heute. Manchmal sind sie heller. Have a calm night wherever you are.