Nochmal am Fenster, im eigenen Viertel. Einige wenige helle Scheiben,  jede Menge Dunkelheit durchwoben von fester, dichter Stille. Bereitlegen, was der Morgen braucht: Ein paar frische Gedanken, ungebügelt, aber hoffentlich nicht gar so verknittert. Ein paar Träume, niedrigprozentig genug, um auch im Licht zu funktionieren, ohne sich aufzulösen oder zu benebeln. Und ein leeres Blatt, wie immer. Fern tönt wieder ein Güterzug, für kurze Augenblicke bewohntes Gebiet tangierend und dann hinter dem Horizont der Wahrnehmung verschwindend. (Sinnieren über Wecker und Unruhepole. Über Nachtigall und Eule und unsteten Schlaf jedes Mal nach dem Sonntag. Noch mehr seltsame Konstanz.)

Wiederholende Muster, der Tag endet dort, wo er begann, nur ist es mittlerweile wieder dunkler dort draußen, wo noch vor kurzer Zeit die Sonne tief unter den Wolken goldene Farben auf Häuser und Bäume gemalt, dem Moment eine unwirkliche, friedvolle Stimmung eingegeben hat. Jetzt rauscht die Heizung, die Suche nach Musik kapituliert vor unruhiger Sprunghaftigkeit. Hinter der Straße werden die Bildschirme dunkler, Kerzenlicht spukt durch Zimmer, Vorhänge bilden die Leinwand für obskure Schattenspiele. Der Stapel an Unfertigem ruht fordernd in mentalen Ecken und wartet auf eine Aufmerksamkeit, die dem Abend wohl nicht mehr gegeben sein wird. Stattdessen verfängt man sich im Ringen mit den vertrauten Unzulänglichkeiten, beobachtet die Unwuchten der eigenen Programme und die Schwierigkeiten, Schleifen und Strukturen zu ändern. (Stadtnacht. Wieder fast sternlos. Und wieder sehr kühl.)

Somewhere next to 11pm. Again. At least there are stars now, and they reside in the upper left corner of bedroom windows. Maybe just knowing where to find them is well enough. 

Deutlich später: Abend in der bekannten Stunde, immer noch getrieben von der Unruhe des Liegengebliebenen in allen Bereichen. Hinter der Wand quietschen wieder die Dielen, bei Nachbars wird die Küche aufgeräumt, der Fernseher zum Schweigen gebracht, die Wohnungstür verschlossen. Irgendwo in den Hinterhöfen brennen Feuerschalen, irgendwo hinter halb geöffneten Balkonen werden Gläser in den Schrank geräumt, leere Flaschen verstaut, Schlaflieder gesungen. An der Haltestelle sammeln sich die gewohnten Grüppchen von Jugendlichen, in jenem Freiraum unter den spärlichen Sternen, der ganz ihnen gehört von hier bis zu Dämmerung oder Schlaf. Je nachdem, was früher eintritt. Ein Zug heult fern. Nacht nimmt sich ihren Platz.

Die Straße die Stunde das Licht. Oder besser seine Abwesenheit. Größer werdende Sichel im milchigen Dunst. Darunter die Gesichter von Schauspielern auf raumhohen Bildschirm, repetitive Abendbeschäftigungen gegenüber und dann reflektiert man kurz das eigene Tun leicht hinter dem Rande der hellen Tageszeit. Heute ist die Kneipe dunkel, die Jugend des Viertels verweilt an der Ecke nah genug an den Laternen, um selbst noch sehen zu können, und fern genug, einigermaßen verborgen zu bleiben. Gelegentlich öffnet man neue Flaschen, der Lautsprecher klingt kratziger als sonst, und die Worte werden langsam knapper. (Beobachten, wie sich die Maschinen stabilisieren und dem abendlichen Leerlauf nähern. Den Kanal zum Modell schließen. Ruhe zulassen, in allem.)

Hinter der Dämmerung und die Luft ist immer noch mild. Kein Regen mehr. Einige Bäume vor den hohen Häusern stehen jetzt in voller Blüte, die Frühling färben und verströmen. Jenseits des Parkplatzes klingen leise Stimmen, dazwischen Musik, zurückhaltender als sonst, oder zumindest scheint es so. (Müde genug. Der Kopf schwer genug. Leicht genug. Zumindest für heute.)

10pm and on. Moving quietly as if not to wake again the snoozing inner monkey, tired of continued jumping. The sound of heavy, bulky words falling off lines apparently doesn't suffice. At least.

(Abendstimmung. Orion hinter den Dächern verschwunden, alle anderen Sterne bleiben heute kraftlos in rostroter Dunkelheit. Unten lärmt ein Moped über den Fußweg, ein Hund bellt, die Geräusche hallen inmitten von Ecken und Mauern und brauchen lang, sich wieder zu beruhigen. In den Höfen hustet jemand, hart und rauh. Zügige Schritte eilen zurück in die noch grell erleuchtete Hintertür. Es sind zudem Stunden für Wartungsarbeiten: An anderen Stellen Unordnung sortieren, Liegengebliebenes ein Stück weiter bewegen, Dinge abschließen, andere ausblenden und vergessen. Staub von den Tasten wischen, Stifte und Papier auf den Stapel angerissener Gedanken legen, der schief und von losen Blättern durchsetzt im Regal lebt. Und hoffen, dass er nicht ins Rutschen kommt.)