Sonntag. Erneut zeitlos im schwierigen Sinne. Wetterbeobachtungen, noch kein klares Bild. Das Dorf bleibt unhörbar unsichtbar und trotzdem gegenwärtig. Kaltes Wasser auf den eigenen Falten. Nacht verfällt, Träume werden blasser, Puls nahe Normalwert und irgendwann ist der Augenblick wieder richtig und passend. Küchenform, Kaffee, Brötchen im Backofen. Genug Kanten, die sich polieren lassen. Habt es mild heute.
Schlaf als nurmehr andere Form der Unruhe. Erahnen, aus welcher Richtung der Morgen dämmert, bislang ohne viel Erfolg. Noch weit vor dem ersten Kaffee, Selbstwerdung an anderem Ort und Grobplanung für die nächsten Schritte. Wörtlich gesehen. Dankbar für den Luxus, ohne Eile zu sein. Habt es mild heute.
Kurze Nacht, frühes Erwachen, bislang kein Hahn, dem Morgen zu krähen. Noch keine rechte Stimmung für Muster und Charakter dieses Tages, irgendwo zwischen Dankbarkeit, Sorge und scheuer Hoffnung. Dafür ein erster Kaffee und mentale Streckenbegehung. Fokus in der Stille des Augenblickes. Schon halb auf der Straße. Habt es mild heute.
Nach den Stürmen der Nächte ein Wind des Morgens. Selbstentfaltung im Wortsinne. Auf vielen Ebenen noch nackt, sehr unsicheres Gefühl. Unten schließt die Tür, Küchenmusik verklang. Treppenhauslachen. Wasser im Becken. Die Höfe warten auf ersten Glockenschlag, ein lauter Vogel erklärt die Wirklichkeit und dazwischen erstreckt sich Raum, der zu befüllen ist. Formfindung am Rande der Dämmerung. Habt es mild heute.
Nachtruhe, Morgenstunden, frühe Vögel und irgendwie schien der Weg noch kurviger als sonst. Innere Uhren ticken immer gleich, und die Nachbarschaft findet heute auch schneller als sonst in die Woche. Gähnen im Antlitz des Spiegels. Keine Rasur, nur knappe Wäsche, und Kaffee ohnehin, bevor sich die Strecke öffnet und man wieder den Schwung aufnimmt, auf dem man durch den Tag treiben möchte. Habt es mild heute!