Sonnenaufgang über den östlichen Dächern, von hellblau nach golden. Kurs einer Linienmaschine ein dünner weißer Streifen, der rasch an Schärfe verliert, verblasst, verweht. Unten tappen Kinderschritte durch den Flur, Kühlschrank seufzt, der Radiosprecher verliest Umleitungen in weiter Ferne, während erster Kaffee auskühlt und das frühe Selbst sich noch auf den Moment einschwingt. Immer zu früh. Habt es mild heute.
Die Nacht war Traum und Welt für sich und ein schüchterner Flirt mit Mond auf ihrem einsamen Weg. Schnell genug gehört das Tal wieder der frühen Sonne, verschwinden die vagen Zwischentöne zugunsten heller Klarheit. Schritte treppab. Knarrende Stufen, quietschende Tür, die Küche hinter kleinen Fenstern. Erster Kaffee, ungekämmt, aber halbwegs wach. Habt es mild heute.
Und Dorfmorgen. Nacht in den Gliedern, Schatten vorüberziehender Geister auf der Seele, aber erwachende Welt vor den Fenstern und verhallende Glocken zwischen Hügeln und Wald. Die Dinge finden sich wieder. Nadelstiche eisigen Wassers auf Händen, Wangen, Stirn. Kalte Fließen unter nackten Fußsohlen. Ein grüner Vogel am Rand der Aufmerksamkeit, im Futterhaus wippend und hüpfend - und plötzlich und unvermittelt wieder geflohen. Nur Notiz nehmen, bislang, ohne Folgerungen oder Annahmen. Und die Momente auskosten, in denen sich die Rädchen noch langsamer drehen. Habt es mild heute.
Between desk and kitchen. Coffee powered organic machines trying to train a silicone-based structure living off electricity. Pondering intelligence, learning and consciousness and feeling thoroughly weird for it.
(Stadtmorgen, früher gefasste Vorsätze und Beurteilung der Ergebnisse: Nicht überzeugend. Immer noch schwierig, Bilder der Nacht festzuhalten. Und meist bekommt man die falschen zu fassen. Unten spielt der Wecker Xylophon, gewohnte Töne, aber Lautstärke und Uhrzeit verblüffen. Wasserkocher, erste Nachrichten, Schritte über Kies und Stein. Nacht hängt noch in den frischen grünen Ästen der Innenhofbäume; über die Dächer fließt Licht. Denken, aber als fest verwundenes Knäuel. Mürrische Einsicht in die eigenen Grenzen zu dieser Zeit. Habt es mild heute.)