Wieder endet eine Nacht. Etwas später, etwas trüber als sonst. Dunkelgrauer Forst unter hellgrauem Himmel, eine Ahnung von Regen treibt über der Mole. Zwischen den alten und neuen Häusern lärmt die Müllabfuhr, unten wird die Türe umständlich aufgeschlossen und ein großer Schlüsselbund fällt mindestens zweimal auf die Steine während dieses Prozesses. Nicht mehr müde, noch nicht wach. Zu sich kommen für den ersten Kaffee, ein wenig neben der Welt. Habt es mild heute. 

Das Grau der Nacht fror an den Bäumen fest. Einige Wimpernschläge weiter gleiten die Schatten großer Möwen durch die Farben des aufziehenden Morgens. Unruhige Wasser, dazu Böen, die in den Schindeln klappern und singen. Mond beobachtet still, wie man sich Reste des Schlafes aus dem Gesicht wäscht und die Handgriffe vollführt, derer es für einen ersten Kaffee bedarf. Dazu Brot und etwas Obst, wie immer in diesem Jahr, während die Woche stetig und unaufhaltsam gen Gestern rinnt. Habt es mild heute!

(Man hat es dann doch irgendwie ins Bett geschafft, und wenige Augenblicke weiter zieht schon wieder neuer Tag über den östlichen Horizont. Baumaschinen, Schwerlastverkehr, Schiffsbewegungen. Erster Kaffee mit Sonne auf dem Gesicht und der Frost blieb zahmer in dieser Nacht. Behäbige Selbstwerdung, einmal mehr, im Hier. Habt es mild heute!)

Eine holprige Nacht später beginnt der neue Morgen trüb, grau und ohne Sonne. Man lässt das Bett eher instinktiv zurück, schleicht in der richtigen Reihenfolge durch die erforderlichen Räume, blickt auf seewärtige Leere, sucht sich noch nicht, findet sich auch noch nicht im Moment. Erst Kaffee. Ein wenig Plan. Keine Dialoge mit den hiesigen Vögeln, dafür ist der Abstand zu groß. Stattdessen Warten, dass die Nahwelt langsam erwacht, der Tag seine Wege gehen kann. Habt es mild heute!

Einige Stunden brüchigen Schlafes später ist das Viertel erfüllt von kratzenden Geräuschen, mit denen die ersten Pendler ihre Fahrzeuge freilegen. Auf schmutzigweißen Dächern liegt der trübe Schein eines Großstadtmorgens, fern klingelt die Straßenbahn, irgendwo hinter dem Parkplatz vibriert ein Motor und das Summen ist unterbewusst fühlbar bis in die Haarspitzen. Asynchrone Konversation im eigenen Zwielicht, neben der Heizung und schon einen Kaffee weiter: Durchkehren der Tagesplanung. Terminfindungen, Terminkorrekturen. Wie immer werden Themen offen bleiben. Übungen in Nachsicht und Gelassenheit, weit vor der Dämmerung. Habt es mild heute!